Eindrücke
aus den USA

Raum für Begegnung

Ein Reisebericht von
Zuhar Aljundi im Rahmen von transSCAPE

Ruder

Im November 2024 reiste Zuhar Aljundi in die Vereinigten Staaten, um neue Impulse für die Kulturraumplanung zu sammeln. Im Mittelpunkt stand die Frage, wie öffentliche Räume gestaltet sein müssen, um echte Begegnung, Teilhabe und Gemeinschaft zu fördern.

Besonders beeindruckt haben dabei fünf zentrale Themenbereiche, als Inspiration für unsere Arbeit im Forschungscampus STIMULATE und darüber hinaus. Die Reise hat eindrucksvoll gezeigt, wie Raumgestaltung, Partizipation und Gemeinsinn zusammenwirken können. 

Die Kultur des Willkommens: „Front Yard Culture“
In vielen US-amerikanischen Städten begegnete mir ein durchdachtes Gestaltungskonzept für Eingänge und Übergänge: Der „Front Yard“ – traditionell der einladend gestaltete Vorgarten – wurde auf öffentliche Gebäude übertragen. Foyers wurden zu offenen, lichtdurchfluteten Begegnungsorten mit Sitzmöglichkeiten, Infobereichen und temporären Ausstellungen.Ob Rathaus, Universität oder Bibliothek – hier entsteht ein Gefühl von Transparenz und Zugehörigkeit. Besonders prägend war für mich der Besuch des Rathauses von Lincoln City, wo das Foyer mehr an ein gemütliches Wohnzimmer als an ein Verwaltungsgebäude erinnerte.

Spendenkultur als Motor für öffentlichen Raum
Was bei uns meist kommunal finanziert wird, entsteht in den USA oft durch private Initiative: Die Kultur des Spendens und Schenkens ist tief verankert und sichtbar. Einzelpersonen, Unternehmen und Stiftungen unterstützen Bibliotheken, Parks oder Stadtmöbel – mit sichtbarer Anerkennung durch Plaketten oder Namensgebung. Diese Praxis fördert nicht nur Teilhabe und Identifikation, sondern schafft auch nachhaltige Finanzierungsmodelle für öffentliche Räume – ein Impuls, der auch in Europa stärker gedacht werden könnte.

Öffentliche Bibliotheken als Orte der Interaktion
Bibliotheken sind in den USA weit mehr als stille Leseorte. In Lincoln City erlebte man, wie niedrigschwellige Formate wie frei zugängliche Puzzletische soziale Interaktion fördern. Kinder konnten anlässlich der US-Wahlen bei einer „Mock-Wahl“ spielerisch demokratische Prozesse kennenlernen.Diese Form der aktiven Wissensvermittlung zeigt, wie Orte des Lernens gleichzeitig zu Orten der Begegnung und Teilhabe werden können – generationenübergreifend und inklusiv.

Gesundheit im öffentlichen Raum: Der Fitness Court der Charleston University
Ein weiteres Highlight war der Besuch des Fitness Courts der Charleston University – eine barrierefreie, öffentlich zugängliche Outdoor-Sportanlage, die mit Calisthenics-Geräten, digitalen Trainingsanleitungen per QR-Code und inklusivem Design überzeugt. Die Universität öffnet damit nicht nur ihren Campus, sondern sendet auch ein starkes Signal: Gesundheit ist Teil des Gemeinwohls – und braucht Raum.