transSCAPE
goes North
of England
Urbane Regeneration
zwischen Industriegeschichte
& kreativer Zukunft
Ein Reisebericht von
Victoria Allen & Nora Pleßke,
September 2024

Vom 2. bis 9. September 2024 begab sich transSCAPE auf eine explorative Studienreise durch den Norden Englands – auf den Spuren kulturell getragener Stadterneuerung, kreativer Zwischen- und Weiternutzung sowie der Rolle von Universitäten, Museen und lokalen Initiativen in postindustriellen Städten. Stationen waren Manchester, Leeds, Sunderland und Newcastle – Orte, die trotz (oder gerade wegen) ihrer Vergangenheit als Industriehochburgen heute als spannende Labore für städtische Transformation gelten.
Die Exkursion offenbarte zahlreiche übertragbare Impulse für transSCAPE und die Entwicklung des Wissenschaftshafens Magdeburg (WiHa):
Kultur als Katalysator: Theater, Museen, Poesie, Fotografie und Architektur sind nicht nur Ausdruck, sondern auch Treiber städtischer Entwicklung.
Wissensorte schaffen: Universitäten und kulturelle Bildungseinrichtungen wirken als Impulsgeber für urbane Transformation.
Pop-up-Kultur: Temporäre Nutzungen – von Containercafés über mobile Ausstellungen bis zu schwimmenden Buchläden – erzeugen Aufmerksamkeit, Aufenthaltsqualität und identitätsstiftende Orte.
Räume für Austausch: Walk & Talks, Story Cards oder digitale Archive ermöglichen niedrigschwellige Formen des Dialogs über Geschichte, Zukunft und Gestaltungsspielräume.
Manchester
Die Reise begann in Manchester, einem Paradebeispiel für den Wandel von der Industriemetropole zur Kultur- und Wissensstadt. Besonders beeindruckte das Kulturzentrum HOME, das aus einer Fusion von Theater und Filmhaus entstand und heute als Leuchtturmprojekt für städtische Regeneration gilt – direkt neben stillgelegten Industrieflächen und in Sichtweite neuer Hochhausbauten. In einer „Walk & Talk“-Tour mit dem Dichter Patrick Slevin wurden historische und literarische Schichten der Stadt sichtbar – vom römischen Fort über den Bridgewater-Kanal bis zum popkulturell aufgeladenen Erbe der Haçienda.
Auch das Museum of Science and Industry präsentierte sich nicht nur als Ausstellungsort, sondern als Plattform für interaktive Wissensvermittlung – samt Urban Gardening im Eingangsbereich. Weitere Stopps führten zur Bibliothek am St. Peter’s Square, zum Unicampus als städtischem Player in Bau- und Innovationsprozessen und zur Medienstadt Salford Docks, wo BBC, ITV und Universitäten heute ein kreatives Quartier am Wasser bilden
Leeds – Kreativität trifft Kaufkraft
In Leeds wurde deutlich, wie Stadtentwicklung durch Handel und Design geprägt ist. Die aufwendig restaurierten Arkaden der Innenstadt, das neu belebte Corn Exchange-Gebäude mit Boutiquen und Ateliers sowie die moderne Nutzung ehemaliger Hafengebäude im Leeds Dock zeugen von einer gelungenen Verbindung aus historischer Identität und zeitgemäßer Nutzung. Ein Highlight war die Peter Mitchell-Fotoausstellung in der Leeds Art Gallery – eine visuelle Reflexion über städtischen Wandel.
Im Gespräch mit dem Literaturwissenschaftler Prof. John McLeod wurde deutlich, wie Erinnerungsorte, postkoloniale Perspektiven und lokale Kunst eng mit der Gestaltung öffentlicher Räume verflochten sind. Auch in Leeds zeigt sich: Kultur wirkt – als Motor, Spiegel und Vermittlerin.
Sunderland – kleine Schritte mit großer Wirkung
Sunderland überraschte mit seinem Fokus auf kleinteilige, aber bedeutungsvolle Kulturarbeit. Die Winter Gardens und das angrenzende Museum boten Raum für künstlerische Reflexionen über Arbeit und Wandel, u. a. in der Fotoausstellung von Ian Macdonald. Die Cultural Quarter rund um das alte Feuerwehrhaus wurde zur Bühne für Musik und Theater, während auf der anderen Seite der Wear neue Brücken Stadtteile miteinander verbinden. Hier zeigte sich, wie Kommunikation, Vision und Geduld zentrale Elemente erfolgreicher Transformation sind.
Newcastle
Wissensorte und urbane Schichtarbeit
In Newcastle führten Architektur, Wissenschaft und Popkultur zusammen. Mit den Universitäten als starken Akteuren entstand eine dichte Stadtlandschaft aus alten und neuen Wissensorten – von Forschungszentren über kulturelle Hotspots bis hin zu studentisch geprägten Vierteln wie Shieldfield und dem Ouseburn Valley. Dort reihen sich alternative Konzertorte, Kinderbuchmuseen, Gemeinschaftsbäckereien und Ateliers aneinander – oft in ehemaligen Industriehallen.
Ein Spaziergang entlang des Quayside offenbarte, wie durch gezielte Maßnahmen – wie Pop-up-Gärten, Märkte oder Lichtinstallationen – aus vormals leerstehenden Uferzonen lebendige, nutzbare Stadträume entstehen. Die Millennium Bridge, das BALTIC Centre for Contemporary Art und die Musikhalle The Glasshouse sind heute kulturelle Ankerpunkte mit internationaler Strahlkraft.